Unter dem Codenamen “Google Bigtop” hatten in den letzten Monaten Designer und Programmierer von Google immer wieder Screenshots und Interface-Elemente eines Programms zur Verwaltung von E-Mails im Material Design veröffentlicht.
Seit einigen Tagen ist nun klar: Google arbeitet an einem möglichen Nachfolger für Gmail - und erweitert mit dem Dienst “Inbox” die allgemein bekannten Funktionen eines E-Mail-Programms um zahlreiche innovative Features.
Inbox als Webanwendung und für iOS und Android - bisher aber nur auf Einladung
Da Inbox vollständig auf Gmail aufbaut, ist für die Nutzung kein zusätzliches Konto bei Google nötig - ein bestehendes Gmail-Konto reicht aus. Dabei ersetzt Inbox übrigens keineswegs das bisherige Gmail, beide Dienste können parallel genutzt werden.
Aktuell ist Inbox allerdings noch nicht für die breite Öffentlichkeit verfügbar, da Google den Kreis der Nutzer einschränkt und neue Anmeldungen nur über Einladungen von bestehenden Nutzer zulässt.
Glücklicherweise konnten wir bereits sehr früh einen der begehrten Invites ergattern und die Anwendung somit in den letzten Tagen ausgiebig testen.
Übersicht im Posteingang: Inbox denkt mit
Google selbst betitelt Inbox als “Posteingang, der für Sie arbeitet”. Bereits nach wenigen Blicken ist klar, was gemeint ist: Inbox liest und analysiert sämtliche E-Mails und ordnet sie automatisch in verschiedene Bereiche ein.
Die bereits aus Gmail bekannten Bereiche “Allgemein”, “Sozial”, “Werbung”, “Benachrichtigung” und “Foren” erweitert Inbox dabei um die Kategorien “Reisen”, “Einkäufe” und “Finanzen”.
Durch die eindeutige farbliche Kennzeichnung der einzelnen Bereiche (Material Design lässt grüßen) sind die verschiedenen Bereiche bereits im Posteingang leicht voneinander zu unterscheiden. Damit wirkt die Inbox auch bei einem Posteingang mit mehreren hundert E-Mails aufgeräumt und übersichtlich.
Richtig nützlich ist die automatische Anzeige relevanter Informationen - bereits im Posteingang! Durch die Analyse und Auswertung der E-Mails erkennt Inbox, welche Inhalte einer E-Mail tatsächlich relevant sind und zeigt diese bereits im Posteingang an.
Gerade für die Nutzung auf dem Smartphone ist dieses Feature ein echter Vorteil, da die wichtigsten Informationen einer E-Mail direkt sichtbar sind. Ein Öffnen und Schließen von E-Mails ist damit oft nicht mehr nötig - das spart Zeit.
Moderner Workflow inklusive: fixieren, erinnern und erledigen
Wer bereits Google Now oder Google Keep nutzt, wird sich auch in der Oberfläche von Inbox intuitiv zurechtfinden. Folgende Möglichkeiten stehen für eine E-Mail zur Verfügung:
- Eine E-Mail fixieren:
Eine fixierte E-Mail ist in etwa mit einer “als wichtig markieren”-Kennzeichnung aus Gmail zu vergleichen. Nett ist die Idee, mit einem Schalter einfach zwischen allen E-Mails und nur den fixierten (also wichtigen) E-Mails hin- und herzuwechseln. - An eine E-Mail erneut erinnern:
Zwar ist Inbox nicht das erste E-Mail-Programm, das eine Erinnerungsfunktion für E-Mails anbietet - durch die Integration von Google Keep und Google Calendar bietet Inbox jedoch auch das passende App-Ökosystem, um Erinnerungen wirklich sinnvoll zu nutzen. - Eine E-Mail als erledigt markieren:
Im Grunde handelt es sich bei diesem Feature nur um eine leicht abgewandelte Form des Archivierens - allerdings fühlt es sich deutlich produktiver an, eine E-Mail zu “erledigen” anstatt sie nur “ins Archiv zu verschieben”.
Hervorzuheben ist insbesondere die Umsetzung dieser Features in den mobilen Apps von Inbox. So lässt sich eine E-Mail auf dem Smartphone mit einem Wischen nach rechts direkt als erledigt markieren - ein Wischen nach links hingegen ruft ein Pop-Up zur Einrichtung einer Erinnerung auf.
Für Erinnerungen stehen übrigens standardmäßig die Möglichkeiten “morgen”, “nächste Woche” oder “Irgendwann” zur Auswahl. Natürlich kann das Datum und die Uhrzeit auch manuell eingestellt werden - und sogar eine Erinnerung nach Standort ist möglich, womit sich eine E-Mail beispielsweise buchstäblich “bis ins Büro” zurückstellen lässt.
Material Design überall - mit klarem Fokus auf wichtige Aktionen
Google setzt auch mit Inbox weiterhin auf Material Design (wir schreiben über den neuen Gestaltungstrend und seine Auswirkungen auf das Webdesign).
Neben dem sehr übersichtlichen Gesamteindruck ermöglicht Material Design dabei zwei weitere Features, die der Inbox tatsächlich Alleinstellungsmerkmale verleihen.
Magische Papiere als intuitive Metaphern
Durch die Gruppierung von E-Mails in flachen Boxen (sogenannten Papers) ist die Zusammengehörigkeit von Nachrichten direkt ersichtlich und intuitiv verständlich. Durch einen Klick auf ein Paper wird dieses vergrößert und zeigt die E-Mails der entsprechenden Gruppe an. Diese lassen sich selbst wiederum als Paper öffnen - wobei die Kopfzeile des “Gruppen-Papers” sichtbar bleibt und somit als eine Art Material Design Breadcrumb funktioniert.
Durch das fließende Öffnen von Kategorien und E-Mails direkt im Posteingang entfällt die gewohnte Aufteilung von Listen- und Detail-Ansichten komplett. Das verleiht der Inbox eine neue, innovative User Experience.
Der rote Action-Button: Alle wichtigen Aktionen auf einen Klick
Neben den Reitern und Filtern für Kategorien entfällt auch die aus vielen E-Mail-Programmen bekannte Leiste mit “Schreiben”- und "Antworten"-Buttons zur Erstellung einer neuen E-Mail. Stattdessen ist - wieder in Einklang mit den Gestaltungsprinzipien des Material Designs - ein einzelner, prominenter Call-To-Action von überall aus erreichbar.
Dieser roter “Plus”-Button in der unteren rechten Ecke beinhaltet verschiedene wichtige Aktionen: Dort lässt sich eine neue Nachricht erstellen oder direkt eine E-Mail an einen der letzten drei aktiven Kontakte verfassen. Auch individuelle Erinnerungen (“Daran denken, Milch zu kaufen.”) lassen sich erstellen und werden direkt als fixierte Nachricht in der Inbox angezeigt.
Der goldene Button: Zu Inbox einladen
Aktuell ist noch eine weitere - goldene - Aktion über den Button möglich: Jeder bereits aktivierte Inbox-Nutzer kann bis zu drei weitere Nutzer einladen. Somit vergrößert sich die Nutzerzahl von Inbox von ganz alleine - ein ähnliches Verfahren hat Google bereits vor wenigen Jahren bei Google+ eingesetzt.
Wir haben übrigens noch Invites offen - wer nun also Lust bekommen hat, sich schon jetzt die Inbox genauer anzuschauen, kann gerne Kontakt zu uns aufnehmen (@_pixlscript auf Twitter oder persönlich per E-Mail).
Weitere Informationen rund um Inbox gibt es auch auf der offiziellen Landingpage, die nebenbei bemerkt selbst in jedem Fall einen Blick wert ist.